Die Weltausstellung 1889 fand vom 6.Mai bis zum 31.Oktober statt, Thema
war die 100-Jahr-Feier der Französischen Revolution. Bleibende Erinnerung
ist der Eiffelturm, der für die Ausstellung konstruiert und errichtet wurde und
mit 312m bis zur Errichtung des Chrysler-Building 1930 in New York
das höchste Gebäude der Welt war.
Bei der großen Mehrheit der Bevölkerung stießen die Pläne zu seiner
Errichtung auf Interesse und Begeisterung, bei vielen Künstlern und
Intellektuellen auf Kritik. Diese störten sich daran, dass er nach der
Ausstellung nicht abgebaut werden sollte und fanden ihn einfach geschmacklos,
auf Grund seiner Höhe und Bauweise aus Eisen - ohne Verkleidung und Fassade - demütige er die Bauten und Architektur der Stadt.
Zu den Kritikern gehörten u.a. Gounod, Alexandre Dumas, Bouguereau,
Garnier, Guy de Maupassant und Jacob Burckhardt, nach ihrer Ansicht
war er kein Kunstwerk, sondern eher, als Bestandteil der Weltausstellung,
ein Industriebau.
Prominente Besucher des Turmes waren der englische und der
japanische Kronprinz, die Könige von Griechenland und Belgien,
der Schah von Persien und auch der russische Zar Nikolaus II.
Während der Weltausstellung stiegen fast 1,9 Millionen Menschen
auf den Turm, die Baukosten waren damit schon zu ¾ gedeckt.
Der Eintritt zur Ausstellung kostete 1 Franc, für den Besuch der
ersten Etage bezahlte man zwei, für die zweite drei und die dritte
fünf Francs. Jeden Tag wurde zur Öffnung und Schließung der
Messe ein Salutschußvon einer Kanone auf der Turmspitze abgefeuert.
Aufgrund der Thematik „100 Jahre Französische Revolution“ beteiligten
sich an der Weltausstellung nur die USA und die Schweiz.
Ihre Höhepunkte waren die bewunderte Maschinenhalle (420m x 110m),
erst 1909 abgerissen, der Industriepalast mit einer beeindruckenden Kuppel
und das Palais der schönen Künste.
Auf Begeisterung stieß die neue, großzügige elektrische Beleuchtung.
Das Ausstellungsgelände befand sich auf dem Marsfeld, dem
alten Trocadero und der Esplanades des Invalides, die verschiedenen Orte
waren durch eine Kleinbahn verbunden, die mehr als 6 Millionen Passagiere
beförderte und das Erstaunen Nikolai Iwanowitschs hervorrief
(propellergetrieben fuhr sie auf einem Wasserfilm über Stahlplatten).
Zu bestaunen waren ebenfalls eine Rekonstruktion der Bastille, ein "Negerdorf"
mit 400 Bewohnern, zwei mit Wasserstoff gefüllte Fesselballons und die enorm erfolgreiche ‘Wild West Show’ von Buffalo Bill, eine der Attraktionen der Weltausstellung. Insgesamt wurden 32,2
Millionen Besucher gezählt.
http://fr.wikipedia.org/wiki/Exposition_universelle_de_Paris_de_1889
Zur historischen Einordnung und zu vielen Aspekten der Weltausstellung,
die auch im Roman eine Rolle spielen, ist ein hübscher Band von Beat Wyss
im Insel-Verlag (2010) erschienen: Bilder von der Globalisierung. Der Autor
hat die täglich zur Ausstellung erscheinenden Journale ausgewertet und
beispielhafte Illustrationen für seinen Band ausgewählt.
Im Jahre 1881 brachte die Mailänder Scala ein großartiges Ballett-Spektakel
auf die Bühne: Excelsior von Luigi Manzotti entstand als eine Art
choreographischer Komposition, die, dem damaligen Zeitgeist folgend,
ein Loblied auf die Moderne und den Fortschritt der Wissenschaft singt.
Der Motor, die Brooklyn Bridge, der Suez-Kanal und der Tunnel zwischen
Italien und Frankreich – all diese technischen Errungenschaften werden
auf der Bühne gezeigt.
Eine unvorstellbar große Zahl von Darstellern, eine opulente Ausstattung
und als sensationell empfundene bühnentechnische Effekte rissen das
Publikum in der Mailänder Scala buchstäblich von den Sitzen.
Noch im Jahr der Uraufführung erlebt das Werk rund 100 Aufführungen.
In den nächsten Jahren in allen Metropolen Europas und Amerikas aufgeführt,
auch zu den Weltausstellungen in Paris, gerät „Excelsior“ nach 1930
in Vergessenheit und wurde erst in jüngerer Zeit wiederentdeckt.
Schauplätze des Romanes, oder zumindest kurz erwähnt, sind das Theatre
Eden, die riesigen Magasins du Louvre, das Quartier Latin und die Ceinture,
eine Ringbahn, die die verschiedenen Kopfbahnhöfe der Stadt verband und
deren letztes Teilstück zur Weltausstellung fertiggestellt wurde.
Es ist unproblematisch, interessant und lohnend, sich mit historischen Details
des Romanes vertraut zu machen, und zu vielen Themen gibt es gute Websites,
die zum Stöbern einladen, v.a. zu den Warenhäusern und Passagen in Paris.
http://paris1900.lartnouveau.com/paris00/gds_magasins/gds_magasins_louvre.htm
http://www.spiegel.de/reise/staedte/passagen-und-hinterhoefe-die-geheimnisse-von-paris-a-310098.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Chemin_de_Fer_de_Petite_Ceinture
http://www.paris-pittoresque.com/cafes/27.htm
Madame Bavolet trat in diesem Theater in St.Petersburg auf:
http://www.citywalls.ru/house10969.html
Wird mehrmals erwähnt, war nach dem Krieg 1870/71 vom Deutschen Reich
annektiert und fiel 1918 wieder an Frankreich zurück.
Hier die Texte der Chansons, die von Madame Bavolet vorgetragen werden:
- Rien n'est sacré pour un sapeur:
http://dutempsdescerisesauxfeuillesmortes.net/paroles/rien_n_est_sacre_pour_un_sapeur.htm
- Ah, que j’aime les militaires (Offenbach)
http://www.youtube.com/watch?v=U1lQJ4Oc_VY
- http://de.wikipedia.org/wiki/Gostiny_Dwor
- гостиный двор (занкт-петербург)
http://en.wikipedia.org/wiki/Saint_Petersburg_City_Duma
- здание городской думы
Knallgas bringt Kalkstein zum Leuchten und erzeugt ein gleißendes Licht:
Limelight - für Leuchttürme und Theater genutzt.
Ist in der Tat nicht ersichtlich, da zwar die Eicheln dieses Baumes zur
Schweinemast verwandt wurden, die Rinde zum Gerben und zu medizinischen
Zwecken und das Eichenmoos zur Parfümherstellung, die bitteren Blätter aber
m.W. nicht.
Blätter vom Feldahorn legte man hingegen durchaus ein und aß sie
wie Sauerkraut, sie dienten ebenfalls, wie Rotbuchenblätter, der Viehfütterung,
genau wie die bei der Schneitelung abgeschnittenen jungen Triebe und
Blätter verschiedener anderer Bäume, z.B. der Esche.
In der Gegend um Mechschera (Мещера) enstand nach 1812 die erste
industrielle Käseproduktion Russlands mit Hilfe deutscher und holländischer Meister. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bediente man sich
schweizer Technologie und produzierte eine Art Emmentaler: von Mai bis
Oktober etwa 100 Kg schwere Mechschera-Laibe ausgezeichneter
Qualität, im Rest des Jahres „Tilsit“ und „Backstein“ nach holländischer Art.
Glafira Semjonowna träumt im letzten Kapitel von „Baranki“,
auch „Cuschka“ (Сушка) genannt: schon Bagels, aber kleiner und
vor allem nicht weich, sondern fest und trocken.
Kosakenlied, Text von A.Duropa
«Кончен, кончен дальний путь,
Вижу край родимый!
Сладко будет отдохнуть
Мне с подружкой милой!...“
Bei der Einfahrt in Paris und wieder zurück an der russischen Grenze stimmt
Nikolai Iwanowitsch dieses Lied an, von dem aber kein you-tube-video zu
existieren scheint, wahrscheinlich aufgrund der äußerst einfachen und
geradezu marschmäßigen Melodie.